Themen der Umfrage

Ziel der Befragung war es, ein umfassendes Bild über die Arbeits- und Lebenssituation der Promovierenden der Universität zu erstellen. Dazu gehörten allgemeine Fragen zu den strukturellen Arbeitsgrundlagen und -umgebungen sowie spezifische Fragestellungen zum sozialen Wohlbefinden und zu Erfahrungen am Arbeitsplatz, insbesondere in Hinblick auf erlebte Diskriminierungen, Formen von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt.

Die Themenbereiche leiteten sich insbesondere aus den Beratungserfahrungen des DR.FSU ab und der sich daraus ergebenden Frage, inwiefern die von der Universität aufgestellten Regelwerke in Form der „Leitlinien für die Promotionsphase“, der Rahmenpromotionsordnung und der „Satzung zur Guten Wissenschaftlichen Praxis“ praktisch umgesetzt und gelebt werden.Hochschulen werden zwar im allgemeinen als progressive Institutionen wahrgenommen, existierenaber andererseits nicht losgelöst von gesamtgesellschaftlichen Debatten und haben dieselben hierarchischen und strukturbedingten Herausforderungen wie andere Institutionen. Diese Herausforderungen bestehen unter anderem durch die zentrale Rolle von Professuren als Lehr- bzw. Ausbildungskräfte und Vorgesetzte.Diese Problematiken können durch an der Universität auftretende Benachteiligungsmechanismenin Form von Machtmissbrauch, Diskriminierung sowie sexuelle Belästigung und Gewalt verstärktwerden. Daher liegt ein besonderer Fokus darauf, in welchem Ausmaß diese Mechanismen auftreten und ob diese strukturell verstärkt werden. Außerdem sollen mögliche Auswirkungen solcher Benachteiligungen auf die Arbeitssituation der Promovierenden an der Universität untersucht werden. Diese Benachteiligungsmechanismen werden kurz erläutert:

Machtmissbrauch entsteht durch das Ausnutzen einer höheren Machtposition gegenübereiner oder mehreren Personen. Im Hochschulkontext sind Machtpositionen stark ausgeprägt und insbesondere auf professorales Personal zentralisiert, da diese sowohl über Arbeitsverhältnisse als auch über Prüfungsnoten entscheiden. Daraus ergeben sich stark ausgeprägte strukturellen Abhängigkeiten von Promovierenden, die sich unter anderem inDruckausübung, Demütigungen und körperlichen oder auch sexuellen Übergriffen äußernkönnen.
Diskriminierung kann als eine Benachteiligung oder Ungleichbehandlung von Personen aufgrund eines Ihnen zugeschriebenen Merkmals (oder mehrerer Merkmale) verstanden werden. Dabei ist es irrelevant, ob die Benachteiligung beabsichtigt ist oder nicht. Außerdemkann sie direkt durch eine Handlung oder indirekt auftreten, zum Beispiel durch Strukturen,die bestimmten Gruppen den Zugang zu Ressourcen erschweren. Insbesondere in einemstark hierarchischen System wie einer Hochschule wird Diskriminierung begünstigt. DieMerkmalskategorien betreffen insbesondere die durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz besonders geschützten Dimensionen Geschlecht, Migrationsbiografie, Alter, sexuelle Orientierung, physische und psychische Behinderungen oder Erkrankungen sowie Religion und Weltanschauung, aber auch weitere Dimensionen wie die soziale Herkunft.
Sexuelle Belästigung und Gewalt wurden orientiert an den Definitionen der UniSAFE-Studie als Ausprägungen geschlechtsbezogener Gewalt erfasst. Sexuelle Gewalt beinhaltet dabei sexuelles Verhalten, das an einer Person ohne deren Einwilligung vorgenommen wird, während sexuelle Belästigung nicht einvernehmliche Handlungen gegenüber einer Personmit einem sexuellen Hintergrund umfasst.

Die Grenzen zwischen Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexueller Belästigung und Gewaltkönnen dabei fließend und nicht immer eindeutig abgrenzbar sein.Diese Erhebung folgt einem erfahrungsbezogenen Design, indem die subjektiv wahrgenommenen Erlebnisse der Promovierenden erfasst wurden.Dieses Design wird in vielen Studien zur Erfassungvon Diskriminierung, Machtmissbrauch und sexueller Belästigung und Gewalt verwendet. Limitierender Faktor ist dabei die Erkennung und korrekte Einordnung von diskriminierenden Erlebnissenvon den befragten Personen.