155 Personen (33 %) gaben an, im Kontext ihrer Promotion bereits selbst Diskriminierung erfahren zu haben. Dies ist ein höherer Anteil im Vergleich zur „European Working Conditions Telephone Survey 2021“Externer Link (letzter Abruf: 08.01.2025), in der etwa 11 % der Befragten in Deutschland und der EU von Diskriminierungserfahrungen berichteten. 42 % der Befragten gaben an, bereits Diskriminierung im Kontext ihrer Promotion beobachtet zu haben.
Während jeder Einzelfall individuelle Aufarbeitung erfahren muss, steht im Folgenden die Frage, ob Diskriminierung an der Universität systematisch toleriert oder sogar begünstigt wird. Dazu haben die Befragten, die Angaben selbst Diskriminierung erfahren oder beobachtet zu haben, die Vorfälle 15 Kategorien zugeordnet.
Die Teilnehmenden Personen ordneten ihre Erfahrungen meist, der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Diskriminierung aufgrund der Herkunft, Sprachfähigkeit oder Aussehen und der Diskriminierung aufgrund des Bildungshintergrundes und der sozialen Herkunft zu. Elternschaft, Fachlicher Hintergrund, Alter und Herkunft innerhalb Deutschlands zeigen hier eine ungleichmäßige Verteilung.
Während alle Gruppen von herabwürdigenden Kommentaren betroffen sind, zeigt sich, dass direkte Beleidigungen meist auf Herkunft (20), Sprache (11) und Aussehen (7), zudem Geschlecht (9) und den fachlichen Hintergrund (6) zielen. Strukturelle Benachteiligung findet aufgrund von Herkunft (20), Sprache (17), Geschlecht (12), fachlichem Hintergrund (9), sozialer Herkunft (8), Elternschaft (7), Aussehen (6) und Bildungshintergrund (5) statt.
Der Vergleich mit den beobachteten Diskriminierungen zeigt einige Unterschiede. Die auffälligsten Abweichungen sind, dass Diskriminierung aufgrund von Religion/Weltanschauung häufiger beobachtet wurde, als die Betroffenen diese selbst angeben. Auch Diskriminierung wegen Elternschaft wurde wesentlich öfter beobachtet., ähnlich wie Diskriminierung wegen des fachlichen Hintergrundes. Im Gegensatz dazu wurden Diskriminierung wegen der sozialen Herkunft oder Herkunft innerhalb Deutschlands wesentlich seltener beobachtet als selbst erfahren.
Es zeigt sich deutlich, dass Diskriminierungen aus Geschlechtsgründen primär von direkten Vorgesetzten bzw. anderen Professoren und Professorinnen ausgehen, sekundär von in der wissenschaftlichen Hierarchie höher gestellten Personenkreisen, aber, tertiär, auch von Gleichgestellten. Diskriminierung aufgrund der Herkunft und Sprache stammt primär aus Verwaltung und Verfahren sowie von nicht wissenschaftlichen Mitarbeitenden, sekundär von Gleichgestellten und tertiär von direkten Vorgesetzten, anderen Professoren und Professorinnen und in der wissenschaftlichen Hierarchie höher gestellten Personenkreisen.
Der Bildungshintergrund wird primär durch andere Promovierende, sekundär wissenschaftliche Mitarbeiter und die betreuende Person, tertiär andere Professoren und Professorinnen als Anlass zur Diskriminierung genommen. Bei Diskriminierungen aufgrund von Elternschaft ist es sogar nur die betreuende Person, während bei Diskriminierung aufgrund von Beeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen nur die direkt vorgesetzte Person als Urheber von Diskriminierungen genannt wird.
Die Daten zur beobachteten Diskriminierung bestätigen die Erfahrungsberichte größtenteils: Diskriminierung aufgrund des Geschlechtes folgt auch hier den Machtverhältnissen. Die Diskriminierung wegen der Herkunft und Sprache ist in der Beobachtung weniger deutlich abgestuft, denn auch hier führt die direkte Vorgesetzte Person und die betreuende Person die Liste an, erst danach folgen Mitarbeitende der Verwaltung. Diskriminierung wegen Elternschaft zeigt sich in der Beobachtung gleichermaßen zwischen direkt vorgesetzter Person und betreuender Person aufgeteilt und eine ähnliche, aber geringfügig weniger ausgleichende Aufteilung zeigt sich bei beobachteten Diskriminierungen wegen Beeinträchtigungen. 3% der Befragten haben an sexuelle Belästigung im Hochschulkontext erlebt zu haben und weitere beobachteten eine solche Situation.
Zusammenfassend lässt sich folgendes feststellen:
- Diskriminierung aufgrund des Geschlechts folgt den Machtverhältnissen.
- Diskriminierung aufgrund der Herkunft, Sprache und dem Äußerlichen kommt tendenziell eher aus dem Verwaltungssystem.
- Diskriminierung aufgrund des Bildungshintergrundes geht eher von Gleichgestellten aus.
Alle bisher genannten Probleme sind nicht folgenlos. So denken 30 % der Promovierenden mehrfach, regelmäßig oder täglich über einen Abbruch der Promotion nach. 5 % der Befragten gaben an, dass sie bereits eine Promotion abgebrochen haben, 52 % davon an der Universität Jena. Als Ursache wurden 15 mal die betreuende Person angeführt und 6 mal wurde konkret Diskriminierung als Grund genannt (Überschneidungen wegen Multiple-Choice möglich).
Weiterhin zeigt sich, dass 53 % der Teilnehmenden aufgrund ihrer Erfahrungen während der Promotion keine akademische Karriere mehr anstreben. Damit folgt die Universität den nationalen Negativtrend (Nacaps 2021/22 - Indikator: Karriereintention Professur (E2)Externer Link, letzter Abruf: 01.06.2025.).